Ausbau und Ertüchtigung bestehender Deiche
Zur Verstärkung und Sicherung der Deiche sind unterschiedliche konstruktiven Maßnahmen notwendig. Damit der Deich im Hochwasserfall gut zugänglich ist für den Antransport von Sandsäcken und Gerät, ist außerdem der Bau eines befestigten und ausreichend tragfähigen Deichverteidigungswegs einschließlich befestigter Zufahrtswege notwendig. Beim Deichaufbau wird zwischen dem Regelaufbau und Sonderbauformen unterschieden. Sonderbauformen können beispielsweise notwendig werden, wenn für den Regelaufbau zu wenig Platz vorhanden oder die Beschaffenheit des Untergrundes ungeeignet ist.
Konstruktive Maßnahmen
Regelaufbau
- Abflachen der wasserseitigen Deichböschungen
- Erhöhung der Deichkrone (soweit erforderlich)
- Einbau von Filterschichten zur Aufnahme der Sickerlinie
- Einbau von Wühltierschutz (Böschung und Wasserlinie)
- Anlage Deichkronen- und Deichverteidigungsweg
Sonderbauformen
- Abrücken des Deichkörpers von der Wasserlinie bei instabilen Untergrundverhältnissen (z.B. Torfschichten)
- Einbau von landseitigen Dichtelementen bei beengten Platzverhältnissen im Deichhinterland (z.B. zu erhaltenden Waldbereichen)
- Einbau von statisch wirksamen Elementen (z.B. Spundwand) bei beengten Platzverhältnissen in Siedlungsbereichen

Regelaufbau:

Fotos von der Bauausführung
Deichverlegung
Bei einer Rückverlegung muss der Deich in dem entsprechenden Abschnitt komplett neu gebaut werden. Der Regelaufbau und Querschnitt eines rückverlegten Deiches entsprechen im Prinzip dem Regelaufbau der Deichsanierung in der bestehenden Trasse. Bei der Rückverlegung kann man zudem auf den Einbau von Wühltierschutz entlang der Wasserlinie (zum Beispiel gegen Nutria) verzichten, da durch die rückwärtige Lage des Deichkörpers durch Wühltiere hervorgerufene Schäden und Abbrüche an der direkten Wasserlinie die Stabilität des Deiches nicht beeinträchtigen.
Inwieweit der bestehende Deich komplett abgetragen wird und die anfallenden Erdbaustoffe zum Bau des rückverlegten Deiches mitverwendet werden können, ist anhand von geotechnischen Sondierungen zu klären. Alternativ zum Abtrag des Bestandsdeiches besteht grundsätzlich auch die Möglichkeit, diesen stehen zu lassen und nur abschnittsweise zu unterbrechen. Dies kommt insbesondere dann in Frage, wenn auf dem Bestandsdeich erhaltenswerter Bewuchs (Hecken, Gehölze, etc.) vorhanden ist. Der Erhalt bestehender Vegetation ist bei einer Deichrückverlegung auch möglich, wenn sich diese im Schutzstreifen des ehemaligen Deiches befindet, da dieser keine Hochwasserschutzfunktion mehr ausübt. Beispielhaft ist hier die etwa einen Kilometer lange Pappelreihe auf der linken Weschnitzseite zu nennen. Das Prinzip einer Deichrückverlegung verdeutlicht nachfolgende schematische Darstellung.

Wegeführungen
Die Wege auf einem Deich und entlang der Deichböschung haben unterschiedliche Funktionen und können in unterschiedlichen Kombinationen angelegt werden. Klassischerweise werden drei Wege auf bzw. unterhalb der Deiche angelegt:
- Auf dem Deich ein sogenannter Deichkronenweg (DKW) mit wassergebundener Decke (unbefestigt). Den Deichkronenweg können beispielsweise Spaziergänger oder auch Radfahrer nutzen.
- Ein Deichverteidigungsweg (DVW) auf der landseitigen Böschung des Deiches. Über diesen Weg müssen im Hochwasserfall Hilfskräfte sowie große Lasten (z.B. Sandsäcke) schnell und gezielt zum Einsatzort im und am Deich transportiert werden können.
- Häufig existiert zusätzlich ein landwirtschaftlicher Weg (LAWI) am landseitigen Deichfuß, den Landwirte für die Wege zu ihren Feldern nutzen.
Diese Abbildung (PDF-Download) demonstriert diesen Regelaufbau bezüglich der Wegeführung. Technisch notwendig ist nur der Deichverteidigungsweg. In der Realität findet man verschiedene Konzepte und Kombinationen für die Wegeführung.
Bei dem oben bereits angeführten Beispielprojekt wurden die drei genannten Wege getrennt voneinander angelegt (Deichkronenweg mit einer wassergebundener Decke, ein asphaltierter Deichverteidigungsweg und ein landwirtschaftlicher Weg als Schotterrasen).
Im Rahmen des vorliegenden Projektes „Kommunaler Weschnitzdeich zwischen Biblis und Einhausen“ sollen auch alternative Konzepte untersucht werden, die zu einer geringeren Wegeanzahl führen:
Neben der Variante mit drei voneinander getrennten Wegen ist beispielsweise eine Variante mit zwei Wegen denkbar:
- ein unbefestigter Deichkronenweg und ein kombinierter Deichverteidigungsweg/landwirtschaftlicher Weg Abbildung Wegekonzept 1 (PDF-Download)
Es wären auch zwei Varianten möglich, bei denen jeweils nur ein Weg angelegt wird:
- nur ein Deichkronenweg (DKW), der auch die Funktionen eines Deichverteidigungs- und landwirtschaftlichen Weges übernimmt Abbildung Wegekonzept 2 (PDF-Download)
- nur ein Deichverteidigungsweg auf der landseitigen Böschung des Deiches, der auch als landwirtschaftlicher Weg genutzt werden kann Abbildung Wegekonzept 3 (PDF-Download)